Stabil und sicher in die Zukunft

Altersvorsorge 2022 war auch für die Pensionskassen ein Börsenjahr der Extreme. „Gerade jetzt sind Stabilität und Sicherheit wichtiger denn je“, versichern Eduard Zorc, Präsident des Stiftungsrats der LLB Vorsorgestiftung für Liechtenstein, sowie LVST-Geschäftsführer Bruno Matt.

Herr Zorc, die Kapitalmärkte fuhren 2022 Achterbahn. Wie war das für die LLB Vorsorgestiftung für Liechtenstein?

Eduard Zorc: Nicht einfach, wie für alle anderen auch. Aber wir stehen auf einem soliden Fundament. Das hilft, auch wenn Inflation, schnell steigende Zinsen, Ukraine-Krieg, Energiekrise, gestörte Lieferketten nach den COVID-Jahren die Anlagemärkte einbrechen lassen. Alles, was wir lange gewohnt waren, hat sich verändert. Gerade jetzt sind Stabilität und Sicherheit wichtiger denn je, ebenso wie ein gutes Auge für langfristige Wachstumspotenziale. Die LVST steht für beides.

Herr Matt, im Anlageergebnis 2022 sind deutliche Spuren zu sehen.

Bruno Matt: Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Kapitalanleger hätten im vergangenen Jahr kaum ungünstiger sein können. Nach den positiven Anlagejahren 2019 bis 2021 korrigierten die Märkte im vergangenen Jahr in allen Anlageklasse deutlich nach unten: Minus 13,27 Prozent bei der Anlagestrategie „Konservativ“ und minus 14,48 Prozent in der Strategie „Dynamisch“ sind die Anlageergebnisse im Jahr 2022. Derart starke Korrekturen haben wir zuletzt in der Finanzkrise 2008 erlebt. Im Gegensatz zu 2008 waren diesmal alle Anlagekategorien betroffen, insbesondere Aktien und Obligationen litten, aber auch Immobilienfonds und alternative Anlagen. Als Anleger konnte man sich den negativen Märkten nicht entziehen.

Hand aufs Herz: Waren und sind die Altersrenten bei der LVST sicher?

Dazu ein klares Ja. In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis zwischen aktiv Versicherten und den Rentenbezügern nur marginal verändert. Auf einen Rentenbezüger kommen 11 aktive Versicherte. Insgesamt weist die Stiftung für das Jahr 2022 einen positiven Cashflow von rund CHF 28 Mio. aus. Wir sind jederzeit in der Lage, die Rentenverpflichtungen aus den laufenden Einnahmen zu finanzieren ohne auf unser Anlagevermögen zurückgreifen zu müssen.

Herr Zorc, erläutern Sie kurz die Deckungsgradentwicklung?

Eduard Zorc: Der Deckungsgrad stellt für die Stiftung und die Betriebe eine Momentaufnahme zu einem Stichtag dar. Er hat für die aktiv Versicherten in einem aktiven Anschluss an die Pensionskasse keine unmittelbaren Auswirkungen. Der Deckungsgrad ist eine rein buchhalterische Grösse.

Per Ende 2021 verfügten wir mit 110 Prozent über eine komfortable Überdeckung. Unsere Wertschwankungsreserven lagen also um 10 % höher. Das aufgrund der negativen Performance deutlich negative Ergebnis der Betriebsrechnung belastete die Reserven mit rund 15 % und führte schliesslich per Ende 2022 zu einem konsolidierten Deckungsgrad der Stiftung von 94.5 %.

Und wie viel Zinsen habt ihr an die Versicherten ausbezahlt?

Aufgrund der Situation der Vorsorgewerke haben wir im Stiftungsrat beschlossen, die Alterskapitalien für das Jahr 2022 in den beiden Anlagestrategien „Konservativ“ und „Dynamisch“ mit 0.25 Prozent zu verzinsen. Im Vorjahr lag die Verzinsung noch bei 3 % bzw. 4 %. In herausfordernden Zeiten gilt es besonders sorgsam mit den Reserven umzugehen. Wir sind überzeugt, dass unsere Versicherten dies verstehen.

Herr Matt, passen Sie nun die Anlagestrategien an?

Bruno Matt: Die Anlage von institutionellem Vermögen und Vorsorgegeldern an den Kapitalmärkten ist mit Schwankungen verbunden. Das ist so. Pensionskassen sind generell langfristige Investoren. Wir haben die Entwicklung an den Finanzmärkten im letzten Jahr zwar intensiv diskutiert, sind aber zum Schluss gekommen, dass unsere zwei Strategien auch im aktuellen Börsenumfeld zielführend und effizient sind.

Herr Zorc, und wie sieht es mit „nachhaltigen Anlagen“ bei der LLB Vorsorgestiftung für Liechtenstein aus?

Eduard Zorc: Nachhaltigkeit ist und bleibt für die LLB und für uns bei der Anlage der Altersguthaben sehr wichtig. Unser erfahrener Vermögensverwalter die "LLB Asset Management AG" investiert bereits 70 Prozent des Stiftungsvermögens nach diesen Kriterien. Ziel ist es, ethische, soziale und ökologische Werte in unseren Kapitalanlagen umzusetzen, ohne dabei aber auf Rendite zu verzichten. Dies findet auch international Anerkennung: So hat "MSCI ESG Research" die LLB-Gruppe beim Nachhaltigkeitsrating mit AA bewertet, was zeigt, dass wir hier für die Zukunft gut aufgestellt sind.

Herr Matt, wie hält es die Geschäftsstelle mit der digitalen Welt?

Bruno Matt: Wir sind am Puls der Zeit und entwickeln die Digitalisierung in der beruflichen Vorsorge gezielt weiter. Mittlerweile verwalten wir rund 90 Prozent der Versicherten über Online-Kanäle. Angeschlossene Unternehmen können bereits seit 2019 Mutationsaufträge online über das Unternehmensportal übermitteln, Informationen direkt und effizient abrufen oder an uns übermitteln.

Mit unserem PK-Cockpit stellen wir seit 2021 aber auch den Versicherten ein Online-Tool zur Verfügung. Sie können ihre persönlichen Daten jederzeit stichtagsbezogen abrufen. Mit wenigen Klicks kann jeder Versicherte online seine aktuellen persönlichen Daten, den Versicherungsausweis abrufen oder Rentensimulationen durchführen. Auch dies wird rege genutzt.

Herr Zorc, wie beurteilen Sie die Entwicklung der LVST?

Eduard Zorc: Lassen Sie mich kurz zurückblicken. Die LVST ist seit ihrem ersten Betriebsjahr 2005 kontinuierlich gewachsen. Mit einem Deckungskapital von knapp CHF 1.4 Mrd. im ersten Quartal 2022 haben wir uns zur grössten Sammelstiftung in Liechtenstein entwickelt. Natürlich konnten auch wir uns den Einbrüchen an den weltweiten Börsen- und Kapitalmärkten im vergangenen Jahr nicht entziehen und so sank auch unsere Bilanzsumme per Ende 2022 auf CHF 1.16 Mrd.

Solche Schwankungen gehören zur Verwaltung grosser Vermögen. Wir sind zuversichtlich, dass wir  nicht zuletzt aufgrund des wieder positiven Zinsumfelds – bald wieder das Vorkrisenniveau erreichen werden.

Wie verlief denn das erste Quartal 2023?

Die Abkehr Chinas von der Null-Covid-Politik, das Ausbleiben der Energiekrise in Europa und die Entspannung bei den Lieferkettenproblemen haben die wirtschaftliche Entwicklung in den letzten Monaten begünstigt. Allerdings werden weitere Zinserhöhungen das Wirtschaftswachstum in den kommenden Quartalen dämpfen. Auch die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor – vor allem in den USA – stellen einen Belastungsfaktor für die weltwirtschaftliche Entwicklung dar.

Dennoch ist es uns gelungen, in diesem nach wie vor schwierigen Umfeld ein ansprechendes erstes Quartal 2023 zu verbuchen. Die Jahresperformance 2023 liegt bei knapp plus 4 Prozent.

Dennoch, die weitere Entwicklung der Finanzmärkte ist für uns schwer einzuschätzen. Aber wir tun alles, um stabil und sicher in die Zukunft zu gehen.

LLB Vorsorgestiftung für Liechtenstein

Zahlen per 30. April 2023
Geschäftsstelle: Kirchstrasse 1, Vaduz
Gegründet: 2005
Geschäftsführer: Bruno Matt
Anzahl Versicherte: 8’588
Angeschlossene Betriebe: 898
Verwaltete Vermögen: CHF 1.2 Mrd.
Rentenumwandlungssatz im Pensionierungsalter: 5.97 %
Technischer Zinssatz: 1.75 %
Zwei Anlagestrategien: „Konservativ“ und „Dynamisch“

Eduard Zorc und Bruno Matt
Eduard Zorc, Präsident des Stiftungsrates (links) und Bruno Matt, Geschäftsführer der LLB Vorsorgestiftung für Liechtenstein: "Nach den Turbulenzen des letzten Jahres an den Finanzmärkten blicken wir langfristig optimistisch in die Zukunft."